Der Garten von Pojega zwischen Landschaft und Landwirtschaft: Agostino Rizzardis Beitrag zur Tagung in Palazzo di Varignana
Am 14. Juli nahm Agostino Rizzardi – Eigentümer des Gartens von Pojega und des Weinguts Guerrieri Rizzardi – an der Tagung „Den Landschaftsraum pflegen“ teil, die von Grandi Giardini Italiani organisiert und im Palazzo di Varignana anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Agrivar, dem landwirtschaftlichen Projekt des Anwesens, ausgerichtet wurde.
Ein Tag des Austauschs zwischen unterschiedlichen, aber gleichgesinnten Erfahrungen, mit dem gemeinsamen Ziel, die Landschaft in den Mittelpunkt kultureller, landwirtschaftlicher und touristischer Entwicklungsstrategien zu stellen. Neben Rizzardi diskutierten Adelmo Barlesi (Parco Villa Trecci, Montepulciano), Anselmo Guerrieri Gonzaga (Tenuta San Leonardo, Avio), Brandino Brandolini d’Adda (Tenuta Vistorta, Friaul) und Carlo Gherardi, Gründer von Palazzo di Varignana und Agrivar. Die Moderation übernahm Judith Wade, Gründerin des Netzwerks Grandi Giardini Italiani.
Landschaft ist kein Erbe. Sie muss gepflegt werden.
In seinem Beitrag brachte Agostino Rizzardi die Sichtweise ein, die er in Valpolicella durch seine Arbeit im Weingut und im Garten von Pojega entwickelt hat – seit 2023 Teil des italienischen Wiederaufbauprogramms PNRR zur Förderung historischer Gärten.
„In den letzten Jahren“, so Rizzardi, „fühle ich mich immer weniger als Eigentümer und immer mehr als Hüter. Der Garten von Pojega ist kein Ausstellungsstück, sondern ein lebendiges Erbe, das Aufmerksamkeit braucht – genau wie die Weinberge, die ihn umgeben.“
Er verband die Geschichte des im Jahr 1783 angelegten Gartens, der heute dank PNRR-Mitteln restauriert wird, mit der des landwirtschaftlichen Betriebs, der in den drei wichtigsten DOC-Gebieten Veronas tätig ist – Bardolino, Valpolicella und Soave – und in den letzten Jahren auch touristische und kulturelle Aktivitäten integriert hat.
Ein unternehmerischer Weg, der in der Erde beginnt und bis zur Erfahrung des Besuchers führt:
„Wer heute einen historischen Garten besucht“, sagte Rizzardi, „will nicht nur etwas Schönes sehen, sondern verstehen, wo er ist, und eine Beziehung zum Ort aufbauen. Es geht darum, Erlebnisse zu bieten, die alle fünf Sinne ansprechen – Sehen, Riechen und sogar Schmecken.“

Zahlen und Perspektiven: Ländlicher Tourismus zwischen Identität und Entwicklung
Rizzardis Überlegungen fügten sich in eine breitere Diskussion über den ländlichen Tourismus ein – ein Segment, das heute bereits 15 % aller touristischen Übernachtungen in Italien ausmacht und seit Jahren stetig wächst.
Laut den präsentierten Daten haben über 13 Millionen Italiener in den letzten drei Jahren Wein-Erlebnisse gesucht: von Verkostungen (71,2 %) über Kellerführungen (49,7 %) bis hin zu Aktivitäten wie Spaziergängen durch Weinberge und Wine Trekking.
Wein- und Gartentourismus bieten jedoch nicht nur eine Bühne für Sichtbarkeit. Sie sind auch ein Mittel, um landwirtschaftliche Landschaften zu revitalisieren, lokale Gemeinschaften zu stärken und regionale Wirtschaftskreisläufe neu zu beleben.
„Landschaft zu pflegen heißt auch, Zugehörigkeit zu fördern“, betonte Rizzardi.
„Das ist der natürlichste Weg, um Schönheit in ein Instrument für Zusammenhalt, Kultur und nachhaltige Entwicklung zu verwandeln.“
Ein konkretes Beispiel ist der Garten von Pojega selbst – ein über fünf Hektar großer historischer Park, eingebettet in 30 Hektar Weinberge, der eine seltene Balance zwischen kultureller Erhaltung und landwirtschaftlicher Produktion, zwischen Ästhetik und Identität verkörpert.

Pojega: Ein offener Ort zwischen Geschichte und Gegenwart
Der Garten von Pojega ist eines der letzten erhaltenen Beispiele für einen italienischen Garten im Veneto, der noch in seiner ursprünglichen Struktur von 1783 – entworfen von Luigi Trezza – ablesbar ist. Der Garten erstreckt sich über mehrere Ebenen und bewahrt architektonische, szenografische und botanische Elemente, die ihn bis heute zu einem inspirierenden Ort machen.
Die Restaurierung, die 2023 durch das PNRR Kulturprogramm ermöglicht wurde, erlaubte die Wiederentdeckung historischer Wasserkanäle, die Wiederherstellung von Sichtachsen und die behutsame Erneuerung der Vegetation im Einklang mit dem ursprünglichen Design. Teil des Projekts war auch die Ausbildung neuer Fachkräfte wie Gartenkünstler*innen, im Rahmen eines nationalen Programms mit über 1.400 geschulten Teilnehmenden.
„Ein Garten ist heute nicht mehr nur ein Kulturgut“, schloss Rizzardi.
„Er ist ein Werkzeug, um neue Beziehungen zwischen Landwirtschaft, Tourismus, Kultur und Gemeinschaft zu schaffen. Und aus diesen Beziehungen kann ein echtes Modell territorialer Erneuerung entstehen.“
Ein besonderer Dank gilt Grandi Giardini Italiani für die Einladung und die kontinuierliche Arbeit zur Förderung historischer Gärten in Italien. Unser herzlicher Dank geht auch an Dr. Carlo Gherardi, Gründer von Palazzo di Varignana, für die Gastfreundschaft und dafür, dass wir als Gesprächspartner in diesem wichtigen Dialog über die Landschaft eingeladen wurden.