18/02/2025

Roberto Masieros Lectio Magistralis: Landschaft zwischen Politik und Zukunft im Garten von Pojega

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Am 31. Januar veranstalteten die Villa Rizzardi und der aus dem 18. Jahrhundert stammende Garten von Pojega in Negrar di Valpolicella ein kulturell bedeutendes Ereignis zum Thema Landschaft. Im Mittelpunkt stand eine lectio magistralis von Professor Roberto Masiero. Die Veranstaltung, die Teil des Programms zur Aufwertung des historischen Gartens war, wurde von Graf Agostino Rizzardi, dem Bürgermeister von Negrar, Fausto Rossignoli, und dem Stadtrat für Stadtplanung, Giulio Saturni, begleitet.

Landschaft: Zwischen Geschichte, Politik und Nachhaltigkeit

„Wann beginnt die Landschaft?“ Mit dieser Frage eröffnete Professor Masiero seine Reflexion und führte das Bewusstsein für die Landschaft auf die Zeit von Petrarca zurück, der 1336 seinen Aufstieg auf Mont Ventoux beschrieb. Seitdem hat die Landschaft eine subjektive Dimension angenommen und sich in eine Darstellung der Seele verwandelt. Masiero, Architekt und ehemaliger Professor für Architekturgeschichte an der IUAV-Universität Venedig, untersuchte die Landschaft als Erzählung, Beziehung und politisches Konzept und zog dabei Parallelen zur Literatur, Kunst und Wirtschaft.

Landschaft als Governance und Identität

Von Don Quijotes Windmühlen bis zur Insel von Robinson Crusoe, von der Malerei bis zur territorialen Verwaltung – Masiero stellte die Landschaft als Ort des Austauschs und der Beziehungen dar. Dieses Konzept findet eine kraftvolle Darstellung in den Fresken von Ambrogio Lorenzetti in Siena, wo die Landschaft zum Spiegelbild guter Regierungsführung wird. In diesem Sinne sind Landschaft, Politik und Wirtschaft: oikos (Haus) und nomos (Regel) – die Prinzipien einer effektiven Verwaltung eines Gebiets.

Das Zeitalter der Digitalisierung, betont Masiero, erfordert eine Neubewertung unserer Beziehung zur Landschaft. Die Begriffe, die wir verwenden, um sie zu definieren, müssen überdacht werden, ebenso wie die Regeln des Zusammenlebens und der Machtausübung. Landschaft ist nicht nur Ästhetik, sondern auch Identität und Zugehörigkeit – Themen, die in kulturellen und politischen Debatten heute dringender denn je sind.

Landschaft, Territorium und Umwelt: Eine neue Perspektive

Professor Masiero identifizierte drei zentrale Konzepte, die einer vertieften Reflexion bedürfen:

Territorium: Historisch mit der Legitimierung des Nationalstaates und des industriellen Systems verbunden. Doch im digitalen Zeitalter – hat es noch dieselbe Bedeutung?

Umwelt: Ein Zusammenspiel von Natur und Kultur, das Fragen zur Nachhaltigkeit und zu zukünftigen Perspektiven aufwirft. Jenseits der Klimakrise – welche neuen Erkenntnisse müssen wir berücksichtigen?

Landschaft: Traditionell in ästhetischer Hinsicht betrachtet, muss sie heute die Bedeutung von Identität und Zugehörigkeit hinterfragen. Kann sie noch als Mittel zur Definition kultureller und sozialer Grenzen dienen?

Diese Fragen wurden als Denkanstöße gesät und ermutigten das Publikum, eine kritische und bewusste Perspektive einzunehmen.

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Der Garten von Pojega: Eine lebendige Landschaft

Es hätte keinen geeigneteren Ort für diese lectio geben können als den Garten von Pojega, der 1783 vom visionären Architekten Luigi Trezza entworfen wurde. Er integrierte auf meisterhafte Weise den italienischen und englischen Gartenstil und schuf eine Balance zwischen Aristokratie und Demokratie. Ein Garten, der als Fenster zur umgebenden Landschaft dient – ein Ort, an dem die Natur mit der Geschichte kommuniziert und sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, dabei aber stets zeitgemäß bleibt.

Masieros Botschaft passt perfekt zur Philosophie des Gartens: mit neuen Augen zu sehen und zu verstehen, dass die Landschaft sich ständig weiterentwickelt und wir diejenigen sind, die ihre Zukunft gestalten. Wie es in der Europäischen Landschaftskonvention von 2000 heißt, ist die Landschaft„ ein bestimmter Teil des Territoriums, so wie er von der Bevölkerung wahrgenommen wird, dessen Charakter aus dem Zusammenspiel natürlicher und/oder menschlicher Faktoren resultiert“.

Es liegt an uns, sie zu bewahren und neu zu erfinden: Wir schreiben Landschaft, wir lesen Zukunft.

Mehr als hundert Gäste nahmen an der Konferenz teil, darunter zahlreiche Architekten aus Verona, die gespannt Professor Masieros lectio magistralis verfolgten. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Nationalen Wiederaufbau- und Resilienzplans (PNRR) statt, der die Restaurierung des Gartens von Pojega finanzierte. Die feierliche Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit ist für den 1. April geplant.

Zum Abschluss der Konferenz stießen die Teilnehmer mit einem Glas Pojega an, dem Valpolicella Ripasso-Wein der Guerrieri Rizzardi Kellerei, der nach dem Garten genannt ist – ein Symbol für Kultur und gemeinsame Tradition im Zeichen des weins baulichen Erbes der Region.

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